Auf den Spuren eines Romantikers

von Admin

Auf den ersten und oftmals mit flüchtigem Blick nimmt man beim Spätwerk in der Romantik-Kunstepoche „Meeresufer im Mondschein“ aus den Jahren 1835/36 in der einrahmenden Dunkelheit zwei aufrechtstehende Segelschiffe links und rechts vom Bilddrittel wahr, die vor der das ruhige „Seestück“ in der Mitte teilenden Horizontlinie, die Linie zwischen Meer und Himmel, das Mondlicht reflektierend wie ein Lichtschwert, stehen. Die Lichtspiegelungen des Mondes auf dem Wasser in Ufernähe in der Mitte des Vordergrundes nehmen den Blick des und der Betrachtenden auf, der mithilfe der Komposition ins Meer hinausgeführt wird, links und rechts an den Segelflächen vorbeigelenkt, „in der Spur“ oder „im Tunnel“ bleibend bis in die Bildmitte zur hellsten Stelle der Horizontlinie.

Das war’s. Jetzt hat man das Bild verstanden, gesehen. Nächstes Bild. In dieser Form der Werkbetrachtung hat man nicht das Segelboot in der Ferne im rechten Bilddrittel wahrgenommen, auch nicht die zwei am Ufer liegenden Boote links im Vordergrund, die unzähligen Anker am Ufer, auch nicht den Vollmond in der Mitte des oberen Bildrandes, an dem bedrohlich wirkend in unterschiedlich dunkel abgestuften Grau- und Blautönen eine scheinbar geschlossene Wolkendecke hängt und ein schmales hellblaues Himmelsband, das auf der Horizontlinie liegt, beinahe unentdeckt lässt. Keine rosigen Aussichten in all diesen kalten und dunklen Farben in der Nacht ohne Mensch und Tier?

Unsere Werkbegleiterin bat darum, Stimmungen und Gefühle, die nun mit dem Mehr-Wissen entfacht wurden, auf Kärtchen zu schreiben, vorzutragen und kurz zu begründen. Auch wenn viele Werke von Caspar David Friedrich dem ersten Anschein nach eine düstere, bedrückende, schwermütige, ja auch bedrohliche Stimmung hervorrufen, so lassen sich oft Bildelemente darin finden, die das Gleichgewicht mit Hoffnung und Zuversicht, „dem Blick nach vorn“ herstellen – das galt für ihn persönlich vor allem, weil er in seinem Leben viele Schicksalsschläge ertragen musste.

Künstlerisches Tun hilft dabei, Gefühle und Stimmungen zu verarbeiten und zu zeigen. Sich mit Kunst genauer auseinanderzusetzen hilft dabei, Menschen und deren Tun zu verstehen, besser einzuordnen und gegebenenfalls für sich und andere zu nutzen. Das soll in den folgenden WPU-Stunden selbstverständlich weiter erprobt und umgesetzt werden, was sich nach dieser erfolgreichen und spannenden Exkursion in die Hamburger Kunsthalle nicht nur die Kursleitungen weiterhin vornehmen.

KäJu und GuAl im Februar 2024

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