Lernen in der Schule
Die Lernprinzipien an der Gemeinschaftsschule Mölln basieren auf gelebten Überzeu-
gungen, einem aktiven Diskurs mit pädagogischen Innovationen der Wissenschaft und
einer erfolgreichen Praxis aller Schulen in Mölln. Die stetige Weiterentwicklung ist Teil
unseres Schulentwicklungsprozesses. Die folgenden Stichworte beschreiben die
Schwerpunkte unserer schulpädagogischen Arbeit.
· Individualisierung, Lernausgangslage, individuelle Lernwege
· Selbstverantwortliches Lernen und Verantwortungsübernahme
· Kooperative Lernformen
2 Siehe OGA-Satzung der Stadt Mölln: https://www.moelln.de/fileadmin/Stadt_Moelln/Dateien/Ortsrecht/OGA-Sat-
zung_der_Stadt_Moelln_25.06.2020.pdf
· Projektorientiertes Arbeiten in fächerübergreifenden Lernprozessen
· Digitalgestütztes Lernen
· Lernen durch Bewegung
· Präsentation und Produktion als Teil des Lernens
· Lernen mit allen Sinnen: Kopf, Herz und Hand – Lernen durch Erleben
· Lernförderliches Feedback, Lernentwicklungsberichte, Lerndialoge
· Lernen und Leben den ganzen Tag
Grundlage des Lernens an unserer Schule basiert demnach auf einer lern- und leis-
tungsbezogenen Binnendifferenzierung, den differenzierten Formen der Leistungs-
rückmeldung und der Stärkung der individuellen Lernkompetenzen. Kommunikation ist
die Stärke unserer gemeinsamen Aufgabe, Kinder und Jugendliche in ihren „kogniti-
ven, emotionalen, sozialen, kreativen und körperlichen Fähigkeiten“3 zu fördern.
Die Gemeinschaftsschule Mölln strebt an, die Schülerinnen und Schüler zu möglichst
qualifizierten Schulabschlüssen zu führen. Das soll erreicht werden durch eine inten-
sive und individuelle Begleitung für eine nachhaltige Entwicklung der Sach-, Metho-
den-, Sozial- und Selbstkompetenzen aller Schülerinnen und Schüler.
Auf der Basis dieser oben genannten Lernprinzipien ergeben sich Konsequenzen zur
Lernorganisation. Die folgenden Stichworte beschreiben die zukünftigen Schwer-
punkte unserer schulorganisatorischen Arbeit.
· Neustrukturierung der Unterrichts- und Pausenrhythmisierung
· Strukturierung der Lerngruppen
· Modelle jahrgangsübergreifender Lerngruppen
· Klassenlehrer*innen- oder Mentor*innenprinzip
· Teambildung im Kollegium in Bezug auf die organisatorischen Lernebenen
Aus dieser Lernorganisation wurden in dem Ergebnisbericht der ‚Phase Null‘ der Ge-
meinschaftsschule Mölln von August 2019 bis Dezember 20204 zukünftige Raumprin-
zipien formuliert, die dem Stand der aktuellen pädagogischen Forschung in Bezug auf
neue Konzepte im Schulbau folgen5. Die anschließenden Stichworte beschreiben die
notwendigen Raumkriterien.
· Licht und helle Räume
· Schallisolierung für angemessene Akustik
· Raumklima: Fenster, Isolierung, Luftreiniger
3 Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Schleswig-Holstein (Hg.): Fachanforderungen. Kiel, Sekundarstufe
I und II S. 8:
https://fachportal.lernnetz.de/files/Fachanforderungen%20und%20Leitf%C3%A4den/Sek.%20I_II/Fachanforderungen/Fachan-
forderungen_Deutsch_Sekundarstufen_I_II.pdf
4 Die auf den Seiten 10 und 11 mit [ ]-hochgestellten Zahlen versehenen Begriffe sind Verweise auf die entsprechenden Seiten in
dem Ergebnisbericht zur Phase Null der Gemeinschaftsschule Mölln. Vgl. Trapez Architektur, Hamburg im Auftrag der Stadt Mölln
(Hg.): Ergebnisbericht 2019/2020 – Gemeinschaftsschule Mölln – Bestandssanierung ‚Phase Null‘, Hamburg 2021
5 vgl. Seibel, Otto: 12 Thesen zum Bau einer „zukunftsfähigen“ Schule. In: Deutsche Kinder- und Jugendstiftung (DKJS). Veröf-
fentlicht unter: https://www.ganztaegig-lernen.de/12-thesen-zum-bau-einer-zukunftsfaehigen-schule [aufgerufen am 12.05.2021,
09:43]; vgl. Roßmann, Nina: Der Raum als „dritter Pädagoge“: Über neue Konzepte im Schulbau. In: Bundeszentrale für politische
Bildung. 2018. Veröffentlicht unter: https://www.bpb.de/lernen/digitale-bildung/werkstatt/278835/der-raum-als-dritter-paedagoge-
ueber-neue-konzepte-im-schulbau [aufgerufen am 12.05.2021, 09:53]; vgl. Schweppe, Rainer: „Anspruchsvoller Schulbau muss
zeitgemäßen pädagogischen Kriterien folgen“. Ein Interview von Simone Grellmann mit Rainer Schweppe. 2018. Veröffentlicht
unter: https://www.bpb.de/gesellschaft/bildung/zukunft-bildung/274984/interview-schulbau [aufgerufen am 12.05.2021, 09:56]
· Mehr Fläche für unterschiedliche Lernformen und Bewegung, offene und geschlos-
sene Raumangebote
· Multifunktionale und flexible Raum- und Flächengestaltung
· Transparenz, Sichtkontakte durch viele Glasfronten und -türen
· Podeste und Tribünen für Impulse, Instruktion und Präsentation
· Raumnutzung für das Kursangebot im Ganztag, mit Kooperationspartnern und Kul-
turinstitutionen
Das grundlegende Ergebnis der ‚Phase Null‘ ist die Aufteilung der Gesamtfläche im
Schulgebäude in räumliche Strukturen: Lernebenen, Fachwelten, Gemeinschafts-
flächen. Hinzu kommt der Bereich der Verwaltungsflächen. Der grundsätzliche Unter-
schied besteht darin, die Schule nicht mehr in einzelnen Klassenräumen zu denken,
sondern in Flächen, hier vor allem in „Lernebenen“, mit einer Vielzahl an Funktionen[40].
Die Lernebenen[49/52f] bilden die Grundlage für die pädagogische Arbeit, um die dar-
gestellten Lernprinzipien mit Leben zu füllen. Als Leitmotiv dient dabei der Ansatz
„Vom Flur zur Fläche“. Die Fachwelten[59f] für den Bereich Naturwissenschaft[60]
und die Schwerpunktbildungen in den Bereichen Ästhetische Bildung[61] und Arbeit,
Wirtschaft, Technik[62f] folgen ebenfalls diesem Ansatz. Die folgenden Stichworte be-
schreiben die Vorteile und Multifunktionalitäten.
· Wenige Raumwechsel
· Bedürfnisorientierte Nutzung und Flächengestaltung
· Wohlfühlgefühl steigern: Aktivität, Begegnung, Rituale
· Wechsel von unterschiedlichen Sozialformen: Partner- und Kleingruppenarbeits-
plätze
· Möglichkeiten zur Anschaulichkeit
· Teamstrukturen ermöglichen flexible Lernsettings
· Teamräume schaffen Teamklima
· Präsentationsflächen, Marktplatz, Ruhe- und Rückzugsbereiche, eigene Sanitärbe-
reiche
Die Gemeinschaftsflächen[65] mit dem Haupteingang als Informationsportal für El-
tern und Gäste, dem Forum als multifunktionaler Marktplatz für schulische, städtische
und kulturelle Nutzungen und ein Selbstlernmedienzentrum als Baustein für den Re-
gelunterricht, Projektarbeiten und das Ganztagsangebot sollen den Kern und das Aus-
hängeschild unserer Schule bilden.
DaZ-Zentrum
Schülerinnen und Schüler, die erst vor kurzem nach Deutschland gekommen sind und
in einer anderen Kultur und mit einer anderen Muttersprache als Deutsch aufgewach-
sen sind, müssen in möglichst kurzer Zeit die deutsche Sprache lernen. Dazu wurden
im Kreis Herzogtum Lauenburg mehrere Zentren für Deutsch als Zweitsprache, kurz:
DaZ-Zentren, eingerichtet. Auch die Gemeinschaftsschule Mölln hat ein solches DaZ-
Zentrum für Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe I.
Das DaZ-Zentrum der Gemeinschaftsschule Mölln arbeitet mit dem Schulamt, der
DaZ-Kreisfachberatung und den Möllner Schulen und denen des Einzugsgebietes so-
wie mit außerschulischen Organisationen, ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern so-
wie mit den betroffenen Familien zusammen. Es ermittelt den Sprachstand, berät und
unterstützt Eltern und Lehrkräfte, hilft bei der sprachlichen und sozialen Integration und
bietet DaZ-Unterricht für Schülerinnen und Schüler an.
Die Schülerinnen und Schüler werden aufgrund ihrer Sprachkenntnisse der Basis-,
Aufbau- oder Integrationsstufe zugeordnet.
Schülerinnen und Schüler, die über keine oder nur sehr geringe Deutschkenntnisse
verfügen und nicht in der deutschen Sprache alphabetisiert sind, werden der DaZ-Ba-
sisstufe zugeordnet. Das bedeutet, sie werden vorübergehend in der DaZ-Klasse an
der Gemeinschaftsschule beschult. Die Schülerinnen und Schüler sind in der Regel
zwischen 10 und 16 Jahre alt. Sie lernen jahrgangs- und schulartenübergreifend die
deutsche Sprache. In der DaZ-Klasse erhalten sie in den ersten Monaten ausschließ-
lich Unterricht in Deutsch als Zweitsprache. Hinzu kommen einige wenige Stunden
Unterricht in Mathematik, abgestimmt auf die Schülerinnen und Schüler der DaZ-
Klasse. Seit März 2022 ist die Zahl der DaZ-Schülerinnen und Schüler durch die
Flüchtlinge aus der Ukraine stark angestiegen. Diese werden in zwei Lerngruppen un-
terrichtet (U1 = Jahrgang 8-10 und U2 = Jahrgang 5-7) und erhalten zusätzlich Unter-
richt im Fach Englisch durch eine ukrainische Lehrkraft.
Da die Schülerinnen und Schüler zu unterschiedlichen Zeitpunkten und mit sehr unter-
schiedlichen Lernvoraussetzungen in die DaZ-Klasse kommen, muss im Unterricht
stark binnendifferenziert werden. Das Lernen der deutschen Sprache erfolgt zum ei-
nen durch individuelles Arbeiten an einem Lehrwerk (inkl. Arbeitsheft und Audiomate-
rial) bzw. lehrwerksunabhängigen Materialien. Zum anderen werden Lerninhalte ge-
meinsam erarbeitet und in Partner- oder Gruppenarbeit auf unterschiedliche Weise
vertieft.
Zu Beginn des Deutschkurses werden die Buchstaben und Laute der deutschen Spra-
che vermittelt. Schülerinnen und Schüler, die nicht oder nur unzureichend lesen und
schreiben gelernt haben, erhalten zusätzlich einen Alphabetisierungskurs für Lese-
und Schreibanfänger sowie intensives Lese- und Schreibtraining.
Im Mittelpunkt des Deutschkurses stehen die Vermittlung eines Grundwortschatzes
sowie der Erwerb von Grundkenntnissen in den Bereichen Grammatik, Wortbildung
und Rechtschreibung. Darüber hinaus werden das Hören, Sprechen, Lesen und
Schreiben sowie das Hör- und Leseverstehen geschult. Die Schülerinnen und Schüler
erhalten halbjährlich einen Lernentwicklungsbericht.
Nach einiger Zeit beginnt die Teilintegration in eine Regelklasse. Das heißt, die Schü-
lerinnen und –schüler besuchen weiterhin den Unterricht in der DaZ-Klasse, nehmen
jedoch gleichzeitig in einem oder mehreren Fächern am Unterricht in der Regelklasse
teil. Wann und in welchem Unterrichtsfach bzw. –fächern die Teilintegration in die Re-
gelklasse beginnen soll, entscheiden die Lehrkräfte der DaZ-Klasse für jede Schülerin
und jeden Schüler individuell nach deren bzw. dessen Sprachstand. Schritt für Schritt
soll der Umfang der Teilintegration nach Möglichkeit zunehmen. Bedingt durch die Tei-
lintegration erhält jede Schülerin bzw. jeder Schüler der DaZ-Klasse einen individuel-
len Stundenplan.
Nach etwa einem Jahr intensiver Sprachförderung in der DaZ-Klasse steigen die Schü-
lerinnen und Schüler von der DaZ-Basisstufe in die DaZ-Aufbaustufe auf. Der Auf-
stieg erfolgt i. d. R. zum Halbjahr oder am Ende eines Schuljahres. Über den Zeitpunkt
des Aufstiegs beraten die jeweiligen DaZ-Lehrkräfte. Die Schülerinnen und Schüler
der DaZ-Aufbaustufe nehmen am Unterricht der Regelklasse in allen Fächern teil. Zu-
sätzlich erhalten sie einige Wochenstunden DaZ-Unterricht. Dieser ist verpflichtend.
Im DaZ-Unterricht der Aufbaustufe werden die Kenntnisse in Bezug auf Wortschatz,
Grammatik und Rechtschreibung laufend erweitert, um die Kompetenzen in den Be-
reichen Lesen und Textproduktion weiter auszubauen. Dieser Lernprozess kann bis
zu sechs Jahre dauern. Die Teilnahme am DaZ-Unterricht sowie die Lernentwicklung
im Bereich DaZ werden von den jeweiligen DaZ-Lehrkräften im Zeugnis dokumentiert.
Die Leistungsbewertung in den übrigen Unterrichtsfächern erfolgt individuell je nach
Sprachstand der Schülerinnen und Schüler.
Haben die Schülerinnen und Schüler schließlich das B2-Sprachniveau nach dem Ge-
meinsamen Europäischen Referenzrahmen für Sprachen erreicht und benötigen kei-
nen zusätzlichen DaZ-Unterricht mehr, steigen sie in die DaZ-Integrationsstufe auf.
Das heißt, die weitere sprachliche Förderung erfolgt dann nur noch im Rahmen der
durchgängigen Sprachbildung durch die in der Regelklasse unterrichtenden Lehr-
kräfte. Der Aufstieg in die DaZ-Integrationsstufe ist jeweils nur zum Ende eines Schul-
halbjahres möglich. In den jeweiligen Zeugniskonferenzen wird auf Empfehlung der
DaZ-Lehrkraft über den Aufstieg des DaZ-Schülers bzw. der DaZ-Schülerin in die DaZ-
Integrationsstufe beraten und ein Beschluss gefasst. Erforderlich hierfür ist eine Drei-
viertelmehrheit.
Verantwortliche Lehrkraft: Mirka Lehmann